Brokeloh – Ein Dorf (fast) wie im Bilderbuch
Ich bin ja auf dem Dorf gross geworden. So mit allem drum und dran. Jeder kennt jeden, jeder duzt jeden und jeder weiß über jeden Bescheid. Das hat seine Vor-, aber auch sicherlich seine Nachteile. Und so schön es da auch ist, leben möcht ich da nicht mehr. (Sorry, Mama). Aber im Grunde genommen bin ich doch ein Dorfkind und für ein paar Tage finde ich das schon schön. Und als ich jetzt die Chance hatte mal ein anderes Dorf näher kennenzulernen, hab ich mich ganz dolle gefreut. Denn wann hat man denn schon mal die Gelegenheit? Und so bin ich dann an einem sonnigen Herbsttag nach Brokeloh in Niedersachsen gefahren.
Brokeloh liegt circa 50 Kilometer nordwestlich von Hannover und hat circa 380 Einwohner. Und irgendwie ist Brokeloh schon ein Dorf wie jedes andere. Jeder kennt jeden und jeder weiß über jeden Bescheid. Ich im übrigen jetzt auch, so ein bißchen, auch wenn ich nur für einen Tag da war. Man trifft sich auf der Straße oder beim Metzger, oder in der Dorfkneipe oder beim Schützenverein. Und man spricht. Über das Wetter, was gerade so passiert und was nicht. Wenn was passiert, dann geht das in Brokeloh unter den 380 Einwohnern schneller viral als auf Facebook. Kein Wunder, die Internetverbindung ist auch ein bisschen lahm.
Donnerstag Abends treffen sich die Männer vom Schützenverein zum Boule spielen. Am Berg oben. Wobei Berge in Niedersachsen ja, nunja, nicht mal wirkliche Hügel sind. Der Schützenverein jedenfalls ist der größte Verein im Dorf. Und die Trophäen der jeweiligen Schützenkönige hängen stolz an (fast) jedem Haus.
In Brokeloh werden auch Traditionen noch gepflegt. Wenn man an seinem 25. Geburtstag noch nicht verheiratet ist, dann hängt der Garten voller Zigarettenschachteln, als „Geschenk“. Weil man dann quasi ne alte Schachtel ist. Oder so. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das richtig verstanden hab. Uhum.
Ansonsten kann man in und um Brokeloh wunderbar wandern gehen. Und einen Baggersee haben sie auch.
Aber wenn man mal genauer hinschaut, dann sieht man, dass Brokeloh doch irgendwie anders ist. Zum einen hat es ein Rittergut und das hat ja nicht jedes Dorf. Und das Rittergut bietet auch Ferienwohnungen an, da hab ich nämlich geschlafen. Aber das ist noch nicht mal das Außergewöhnliche daran. Sondern, dass jedes Jahr hier das Live-Rollenspiel Conquest of Mythodea mit über 9000 Fantasy-Fans stattfindet. Ich glaube das muss ich mir nächstes Jahr mal ansehen. Immerhin kenne ich den Burgherren jetzt ja persönlich.
Aber das war’s noch gar nicht an außergewöhnlichen Dingen in Brokeloh. Und nein, ich rede jetzt auch nicht von den ganzen Preisen, die das Dorf gewonnen hat, weil es so hübsch ist. Was mich fasziniert hat, war die Geschäftstüchtigkeit und Kreativität, die alle da irgendwie haben. Da gibt es Frauen, die aus der letzten Telefonzelle im Ort ein Museum gemacht haben.
Oder Familien, die wirklich leckeren Apfelsaft herstellen.
Oder andere, die Blaubeeren anbauen und ein RIESIGES Hofcafé haben (in dem es auch wirklich leckeres Frühstück gibt) und dazu noch einen total süßen Laden.
Und wenn man so durchs Dorf geht, dann sieht man eben an jeder Ecke irgendwen irgendwas machen. Und jeder hat irgendwie „sein Ding“ gefunden. Auf das er Lust hat, mit dem er sein Geld verdient und das das Dorf mit jedem Teil ein bisschen liebenswerter macht.
Ja, Brokeloh ist ein Dorf wie im Bilderbuch. Fast. Weil es ja eben doch ein bisschen anders ist.
Hinweis: Meine Reise nach Brokeloh ist Teil der #MeinNiedersachsen Kooperation des Reiseblogger Kollektivs und dem Reiseland Niedersachsen.